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LandKULT Ausgabe III/2014
LandKULT Ausgabe III/2014
Wein, Kunst,
Genuss und
reichlich
Geschichte im
Remstal
von Anita Rehm
„Wie kriegen wir unsere Trauben
dazu, dass sie rotwerden?“Das fragten
sich die Wengerter, die Winzer, in
Strümpfelbach imWürttembergischen
Remstal.
Der
ortsansässigen
Bildhauer Prof. Ulrich Nuss wusste
Rat. Er stellte Bronzefiguren mit
teilweise eindeutigen Stellungen
in die Weinberge. So manchem
ahnungslosen Wanderer steigt beim
Betrachten der „Leda mit dem
Schwan“ oder der „Europa mit dem
Stier“, die Schamesröte ins Gesicht.
Den Reben scheinen die Figuren gut
zu tun. Sie sind ertragreich und rot.
Es ist die Begegnung mit der Kunst in
der freien Natur. Arglos passen sich
weitere Steinskulpturen vonChristoph
Traub und Felix Engelhardt, in die
Weinlandschaft an. Sie säumen den
rund 2,8 km langen Skulpturenpfad
bei Strümpfelbach. Oben an der
höchsten Stelle angekommen, ist die
beste Aussicht, um weit ins Remstal
zu blicken. Das 78 Kilometer lange
Flusstal der Rems erstreckt sich
von der Quelle bei Essingen bis
zur Mündung in den Neckar bei
Neckarrems.
Abwechslungsreiche
Freizeitaktivitäten
bietet
die
Landschaft östlich von Stuttgart. Auf
gut ausgeschilderten Wander- und
Radwegen durchquerenNaturfreunde
unterschiedliche
Kultur-
und
Naturlandschaften.
Rund
226
Kilometer ist der Remstal-Höhenweg
lang. Er führt auf der Halbhöhenlage
von Fellbach, zum südlichen
Remsurspung, wieder zurück zur
Mündung in den Neckar. Vorbei
an weitläufigen Weinbaugebieten,
Streuobstwiesen zu historischen
Städten und Bauwerken.
Wie
eine
Märchenkulisse
präsentiert sich der mittelalterliche
Stadtkern von Waiblingen. Von den
Giebeln an den Fachwerkhäusern
schauen die Neidköpfe auf den
Betrachter. Sie symbolisieren den
Wohlstand der Hausbesitzer. In der
ältesten Stauferstadt, Schwäbisch
Gmünd, mit der historischen Altstadt
und den prächtigen Bauwerken
aus acht Jahrhunderten blüht es
prächtig. Hier findet bis Oktober die
Landesgartenschau statt. Die Stadt
hat sich herausgeputzt. Schorndorf
am Dienstag- und Samstagvormittag:
die Bauern ihre frischen Produkte
an. Den Platz umsäumen stattliche
Fachwerkgebäuden. Natürlich steht
Württemberg auch für seine gute
Küche. Maultaschen, Rostbraten,
Spätzle,
sauere
Kutteln
sind
Spezialitäten aus der Region. Wer’s
uriger und geselliger mag, besucht
die zahlreichen Besenwirtschaften.
Sie sind ein wichtiger Bestandteil
des Remstals. In umgebauten
Scheunen, alten Weinkellern und
Wiesenterrassen, werden einfache
Speisen mit hauseigenen Weinen zu
günstigen Preisen angeboten. „Wenn’s
Gurgele trocken isch“, dann mit
köstlichemWein spülen. Ob dieRömer
den Weinbau ins Remstal brachten
ist nicht belegt. Kenner schätzen die
Qualität der hochwertigen Weine,
die an den sonnigen Hügeln entlang
des Remstals reifen. In den rund
50 Weingütern sind Weinproben
möglich.
Wer mehr über Weine, ihren
Anbau und Herstellung erfahren
will, sei empfohlen mit der
Weinerlebnisführerin Sigrun Trinkle
durch die Weinberge zu wandern. Sie
führt in die teilweise terrassenartigen
Weinberge
zeigt
Verborgenes,
Verstecktes und Wiederentdecktes.
In der regionalen Mundart erzählt sie
viel Wissenswertes und Geschichten
um den Wein, aber keine Angst - sie
kann auch hochdeutsch.
Infos:fürdieWeinbergwanderungen
w w w . w e i n v e r l o c k u n g . d e
Tag des offenen Denkmals
Das unscheinbare Gartenhaus.
Zum Gartenhäuschen führt
der Parkweg links vom Park-
platz entlang der Schloss- und
Stadtmauer durch den ehema-
ligen „Tiergarten“ oberhalb des
„Hirschberges“.
Weiter vorne finden sich die Reste
zweier Torbögen. Ein Duzend
Putten-Kopien nach Figuren des
Park Veitshöchheim säumen den
ganzen Weg. Am Ende des Weges
bewachen zwei stolze steinerne
Löwen die geschwungene Auf-
fahrt zum Schloss. Dazwischen
also steht etwas unscheinbar das
Gartenhaus mit der sensatio-
nellen Innenwand- Landschafts-
malereien von Hofmaler Johann
Valentin Tischbein aus dem 18.
Jahrhundert.
Das reiche Innenleben des Häus-
chens erschließt sich sonst erst
nachdem man etwas angestrengt
durch die beiden Frontfenster
gespäht hat. Zu sehen sind fein
detaillierte Landschafts- und Gar-
tenmotive die wohl der Fantasie
Tischbeins entsprungen sind und
Alltagszenen des Höfischen Gar-
tenlebens. In der Schriftenreihe
„KIRCHBERGER Hefte“ NR.6
schreibt die Leiterin des Sandel-
schen Museums Grete Gonser aus-
führlich über das Tischbeinhäus-
chen. Die Grundstücksbesitzer
lassen sich bis 1753 (Hochheimer)
im HZA Neuenstein nachweisen.
Stadthistoriker und Autor G. Harro
Schaeff-Scheefen schreibt ver-
mutlich in den 70ern darüber: „Ein
Garten samt Häuschen besonderer
und künstlerisch bemerkenswerter
Art war bis vor einigen Jahren
an das Südostende des hiesigen
ehemals fürstlichen Hofgarten
angrenzend der sogenannte Prä-
zeptor-Garten. Vor Jahren war er
als geometrische Gartenanlage mit
genauer Einteilung erkennbar. Der
Hauptweg führte vom Eingang
auf das Häuschen zu. Es war ein
kleiner Bau in Fachwerk und hatte
ein barockes Dach. Die große
Überraschung im Inneren war
jedoch, dass die Holzwände mit
großen Ölgemälden bemalt waren.
Der Innenraum war in einem sehr
verwahrlosten Zustand. Es wurde
Holz gelagert und sonstiges Gar-
tenutensil dort aufbewahrt. Das
Haus war am Dach so baufällig,
dass es, über kurz oder lang ein-
gestürzt wäre. Damit wurde die
Frage akut, was für die Sicherung
und Erhaltung – wenigstens der
Gemälde – getan werden konnte.“
Luise Wider, Besitzerin des
Geländes und des Gartenhäus-
chens, bestätigte alle Ausfüh-
rungen von G. Harro Schaeff-
Scheefen. Sie erinnerte sich, dass
Sie das Grundstück 1968 gekauft
hat. Damals ließ sie die Wände
von einem Mitarbeiter des Landes-
denkmalamtes begutachte. Dieser
erkannte jedoch nicht auf Anhieb
welchen Wert sie haben. Irma
Bruns ist es zu verdanken dass die
Gemälde des Hofmalers Tischbein
heute noch zu betrachten sind. Sie
beriet ihre Freundin Luise doch
nocheinmal einenAnlauf bei einem
Restaurator zu nehmen. Damit
nahm der Erhalt seinen Lauf…aku
Am Tag des offenen Denkmals
führt Hartmut Volk die Besucher
zum Gartenhaus.
LandKULT KlickTipps:
Denkmaltag in TBB: http://
tag-des-offenen-denkmals.
de/laender/bw/126/
Denkmaltag in SHA: http://
tag-des-offenen-denkmals.
de/laender/bw/121/
Denkmaltag in KÜN: http://
tag-des-offenen-denkmals.
de/laender/bw/103/
Innenwand-Landschaftsmalereien von
Hofmaler Johann Valentin Tischbein aus dem
18. Jahrhundert. Unten der alte Standort.
Skulpturen von Prof. Ulrich Nuss
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